«HAUPTSCHALTER»
Unter diesem vieldeutigen Sammelbegriff präsentiert Christoph Hänsli in der Galerie Bob Gysin neue Arbeiten.
In der dritten Einzelausstellung des Künstlers an der Ausstellungsstrasse 24 lässt sich auf einer Länge von 22 Metern ein Gemälde abschreiten, das die Situation eines Abbruchhauses darstellt. Nutzlos gewordene Eingänge und Passagen sind mit alten Türen und Brettern verbarrikadiert. Hinter diesen gemalten Flächen lassen sich Abgründe erahnen.
Der Inhalt dieses Projekts widerspiegelt sich konsequent in der morphierenden malerischen Umsetzung, welche den Arbeitsprozess als zusätzliche, spannungsvolle Ebene offen legt. Schichten und Lasuren in Acryl und Eitempera verdichten sich zu undurchdringlichen Flächen, manifestieren sich in minutiös dargestellten Details und lösen sich an anderen Stellen über fliessende Spuren der Farbe bis zum Malgrund auf.
Mit diesem grossflächigen Gemälde korrespondieren thematisch und konzeptuell weitere, kleiner dimensionierte fotografische und malerische Arbeiten. Eine subtile Dar- und Zusammenstellung der festgehaltenen Objekte und Sprachfragmente lässt Sinnsysteme, Behauptungen und Gewissheiten ins Komische und Absurde gleiten. Facetten der menschlichen Vergänglichkeit zerbrechen gleichsam an der Oberfläche. Vordergründiges und Alltägliches erweist sich als doppelbödig und hinterhältig.
In einem eigenen Raum sind kleinformatige Schwarz-Weiss-Fotografien aus den Jahren 1985 bis 2011 versammelt. Sie halten in seriellen Reihen Nutz- und Haustiere fest, die gegenüber den dargestellten menschlichen Spuren im Hauptraum der Galerie eine beruhigende Gleichgültigkeit zeigen.
Eine Videoarbeit im Entree der Galerie fängt die Wirkung einer flackernden Neonröhre in einem Kellerraum ein. Der Loop verlängert an diesem Ort unterhalb der architektonischen und sozialen Oberfläche das Vorläufige und Vorübergehende in die Unendlichkeit.
Christoph Hänslis Arbeitsweise und seine künstlerische Stärke bestehen im konzeptuellen Angehen an die Materie. Er nimmt alltägliche, vertraute Situationen auf und macht sie in seinen Werken sichtbar, sichtbar und wahrnehmbar auch für üblicherweise vorübereilende Passanten.