Bauwand & Weekend Projects

Christoph Haensli bringt in seiner Malerei nicht nur Gegenständliches zur Anschauung. Er macht jede Einzelerscheinung zum Moment eines atmosphärischen Ganzen. Seine Bilder vermitteln eine spezifische Stimmung, in deren fahlem, sanftem, heiterem oder grellem Licht die einzelnen Gegenstände erfahren werden. Christoph Haensli stellt erstmals in der Galerie Bob Gysin aus und präsentiert drei umfangreiche Werkzyklen, in denen er seinen künstlerischen Ansatz mit Strategien der Konzeptkunst und der OpArt verquickt.

In der minutiösen, wiederholten Wiedergabe von ausgewählten Alltagsgegenständen steckt ein Moment des Absurden. Fein säuberlich und mit grösster Akribie bildet Christoph Haensli „Salzstengeli“, (Bier-)„Stangen“ und Baulatten nach. Die exakte Malerei und die zahlreichen, durchschimmernden Farbschichten lassen die Zeit erahnen, die der Künstler für die Erstellung der insgesamt 85 (!) Tafeln aufgewendet hat. Zelebrieren die 30 Biergläser ein wohlbekanntes Alltagsritual, das den Feierabend einläutet? Und wie sollen die 52 „Salzstengeli“ gedeutet werden? Spielen sie auf den Wochenzyklus eines Jahres an? 

Die Signalwirkung der rot-weiss gestreiften Baulatten wird durch den multiplen Einsatz der Tafeln überhöht und löst sich als visuell irritierendes Muster schliesslich im optischen Spiel auf. Haenslis Arbeiten kokettieren teilweise mit der OpArt und der Konzeptkunst. 
Die Isolierung und möglichst neutrale Aufzeichnung von Gegenständen sowie die serielle Zusammenstellung beinahe identischer Objekte erinnern an die Konzeptkunst der 70er Jahre, die in strenger Manier die Grundlagen der Kunst zu erkunden suchte. Welche Erkenntnis ist den unterschiedlich ausgetrunkenen “Stangen“ oder den gleichförmigen „Salzstengeli“ abzugewinnen? Die Unterschiede, die die Serien freilegen, liegen in den diversen Schaumgebilden oder der leicht variierenden Platzierung der Salzkörner. Haenslis feiner Sinn für Humor ist zu vernehmen, der sich gerade darin zeigt, dass die seriellen Studien von flüchtigen und zufälligen Phänomenen ein Höchstmass an malerischer Perfektion aufweisen.

Haensli spricht davon, in seiner Malerei „Atmosphäre dingfest zu machen“ und Gegenstände als „Portrait“ zu fassen. Die Biergläser vermitteln mit ihrer eher dumpfen Farbgebung, den nuancierten Lichtreflexen und den malerischen Schaumgebilden ein stimmungsvolles Ambiente, das, wie auch viele frühere Arbeiten, mit dem Moment der Nostalgie spielt. Demgegenüber ist das Licht und die Farbpalette der „Salzstengeli“ und der „Baulatten“ dezidiert nüchtern und widerspiegelt in vollen Zügen den aktuellen „Zeitgeist“. Auch mit seinem Konzept, Gegenstände zu portraitieren, vermittelt uns Haensli ein Bild des Zeittypischen. Die bescheidenen Dinge des alltäglichen Lebens reflektieren in ihrer speziellen Formgebung die stilistischen Präferenzen ihrer Zeit und sind als Gebrauchsgegenstand auch Ausdruck von grundsätzlichen Einstellungen zur Welt.

 

Information
Information schließen

Christoph Hänsli: Bauwand & Weekend Projects

Bauwand II, 2005 - 2005, Acryl und Öl auf Baumwolle, 120 x 180 cm

Christoph Hänsli: Bauwand & Weekend Projects

Bauwand III - 2005, Acryl und Öl auf Baumwolle, 120 x 180 cm

Christoph Hänsli: Bauwand & Weekend Projects

Weekend Project II - 2004, Öl auf Papier und MDF, insgesamt (ca.) 52 Tafeln, je 41 x 32 cm (nicht mehr erhältlich)

Christoph Hänsli: Bauwand & Weekend Projects

Weekend Project I - 2003 / 2007, Eitempera, Baumwolle, Hartfaserplatte, insgesamt 30 Tafeln, je 41 x 32 cm (nicht mehr erhältlich)