Ausstellung 2009
Im vergangenen Herbst ist in der Edition Patrick Frey das umfangreiche Buch über Christoph Hänslis „Mortadella“ erschienen. Hänsli hat eine Mortadella in 166 Scheiben geschnitten und von jeder Scheibe Vorder- und Rückseite in exakter Grösse gemalt. Seinem Mortadella-Projekt sind die Serien der Salzstengeli und der Bierstangen vorausgegangen, die aus 52 beziehungsweise 30 Tafeln bestehen. In diesen drei umfassenden Serien überrascht uns der Künstler mit der Unendlichkeit von möglichen Veränderungen. Nun befasst sich Hänsli mit disparaten Dingen und erstellt in seiner zweiten Ausstellung in der Galerie Bob Gysin eine „Ordnung der Dinge“.
In seiner Kunst sammelt und vereint Christoph Hänsli bescheidene Dinge des Alltags. Von Gegenständen erstellt er ein Portrait, indem er diese frontal und in Originalgrösse darstellt. Mit der Zurücknahme seiner Handschrift lässt er Dinge in ihrer Eigensprache sprechen. Hänsli präsentiert die Objekte in fahlem Licht und zeigt so jede Einzelerscheinung als Moment eines atmosphärischen Ganzen.
Der Künstler befasst sich in seiner Ausstellung mit mehreren Gegenstandsbereichen und erstellt eine „Ordnung der Dinge“. Durch die Gegenüberstellung entstehen Bezüge zwischen den disparaten Dingen. Die Frontalansichten von Lüftungsschachtabdeckungen korrespondieren in ihrer formalen Gliederung beispielsweise mit den Darstellungen von übereinandergeschichteten Archivschachteln. Und diese korrelieren in ihrer Farbigkeit wiederum mit den Tapeten eines nachgebildeten Interieurs.
Das Netz von Analogien, das sich für den Betrachter einstellt, lässt bei längerer Betrachtung Sinnbezüge jenseits der materialen Ähnlichkeit erkennen. Die isolierten Gegenstände reflektieren in ihrer speziellen Formgebung die stilistischen Präferenzen ihrer Zeit und vermitteln uns ein Bild des Zeittypischen. Als Gebrauchsgegenstände sind die Objekte überdies Ausdruck von unseren grundsätzlichen Einstellungen zur Welt.
Die stille Sprache der Dinge wird in der Ausstellung von zwei Texttafeln durchbrochen. In fetter, schwarzer Schrift stehen die Liebeserklärungen „TI VOGLIO“ und „TI AMO PER SEMPRE“. Da wir die Erfüllung dieser Anliegen nicht einfordern können, verflüchtigen sich diese Ansprüche. Die schrillen Textbilder verstummen mit der sie umgebenden Dingwelt und werden zu Objekten unter Objekten.