Position 4
MeierFranz, Anja Schori & Matthias Wyss
Michael Meier & Christoph Franz arbeiten seit ihrer gemeinsamen Studienzeit zusammen im Bereich der temporären, architektonischen Intervention, sowohl im Innen- wie auch Aussenbereich. Immer geht dem physischen Schaffen eine intensive Recherchearbeit des Ortes und seiner Nutzung voraus. Meier & Franz arbeiten situativ, sie reagieren auf die Umgebung in modellhaften Rekonstruktionen der Wirklichkeit, die zumeist allerdings nicht als solche überprüfbar sind. Für 'Position 4' hat das Künstlerduo das ehemalige Eingangstor - der jetzige Ausstellungsraum der Galerie diente ursprünglich als Maschinenhalle der Schweizer Maschinenfabrik – ins Visier genommen. Das Tor ist nur noch von aussen sichtbar, der jetzige 'white cube' bietet keinerlei Anhaltspunkt an die frühere Funktion des Raumes. Meier & Franz rekonstruieren die ursprüngliche Eingangssituation und holen sie in den Raum und ins Jetzt zurück.
Anja Schori arbeitet mit fotografischen Inszenierungen, welche häufig das Medium an sich reflektieren: das Verhältnis von Bildfläche und Raum. Hauptmotiv der siebenteiligen Serie sind Vogelfedern, die vor dem in Rot- und Orangetöne getauchten, kaum als solchen erkennbaren Abendhimmel abgelichtet wurden. Durch den Einsatz von Blitzlicht werden die Federn derart aufgehellt, dass sie an räumlicher Dimension verlieren und zur reinen Form werden. Auch die Wahrnehmung des Luftraums geht verloren, der exakte Farbverlauf wird als Fläche wahrgenommen. In einer anderen Arbeit inszeniert die Künstlerin ein Heiligenbild aus Indien, dessen spirituelle und religiöse Bedeutung allerdings verborgen bleibt. Sichtbar sind nur die durch Prägedruck entstandenen feinen Linien. Als Einzelteile ohne verbindende Farbflächen fügen sie sich zu keiner Aussage.
Matthias Wyss ist ein Zeichner im wahrsten Sinne des Wortes. Die englische Übersetzung 'draughtsman' beschreibt die Arbeit des Künstlers prägnant als ein Mensch, der zeichnet und dabei sein eigenes Universum kreiert. Das Universum von Matthias Wyss erinnert an alte Meister, an Goya oder Bosch. Die fast manieristisch anmutenden Bewegungen der Figuren bilden verschlungene Szenarien apokalyptischer Zustände. Wyss arbeitet in grossangelegten Werkzyklen, ohne sich im Vornhinein auf eine exakte erzählerische Anlage festzulegen. Stattdessen lässt er die Erzählung direkt auf dem Papier und aus den vorangegangenen Zeichnungen entstehen. Entsprechend finden sich weder auf den Einzelblättern noch in den Zyklen rationale Erzählstränge, die auf eine exakte Deutung oder Aussage hinzielen. Jedes Bild ist in sich eine dichte Verflechtung verschiedener Erzählebenen.
Gemeinsam ist den drei Positionen, dass sie uns trotz ihren unterschiedlichen künstlerischen Medien zum genauen Hinschauen auffordern und uns dazu einladen, die von ihnen präsentierten Wirklichkeiten mit den uns bekannten zu vergleichen.