Position 3
Samuli Blatter, Christian Grogg, Ray Hegelbach & David Siepert
Trotz grosser Divergenz in der Wahl der künstlerischen Medien lassen sich mitunter überraschende Zusammenhänge auf formaler und inhaltlicher Ebene herstellen.
Samuli Blatter visualisiert mit seinen Zeichnungen den nicht linearen Charakter von Denkprozessen. An zahlreichen, übereinandergelagerten und geschichteten Blättern, die alle in den vergangenen zwei Jahren entstanden sind, wird deutlich, dass der in Luzern lebende Künstler sein Formenvokabular zwar immer aus Vorangegangenem generiert, dabei aber der Idee eines einzigen, zentralen Motivs misstraut. Von der Zweidimensionalität auf dem Papier in den Ausstellungsraum übertragen, ergeben sich sowohl an der Wand wie auch in einem waghalsigen Holzgerüst amorphe Strukturen, die auf keinen Fluchtpunkt hinzielen, sondern im Gegenteil, als Geflecht von Korrelationen einer ständigen (De-)Konstruktion ausgesetzt sind.
Das Spiel mit der Wahrnehmung von Dimensionen liegt den Objekten von Christian Grogg zugrunde. Zwei mächtige, rote, boomerangartige Flügel kreisen langsam unter der Decke. Je nach Perspektive verwandelt sich das wuchtige Hängeobjekt in eine filigrane Raumzeichnung von schmalem Strich. Die Bewegung des Objektes also täuscht das Raumempfinden. Die schwarze Röhrenskulptur steht statisch im Raum, die Bodenarbeit durchlebt ihre Metamorphose durch die Bewegung des Betrachters: die unterschiedlichen Standorte transformieren die Skulptur.
Die Videoinstallation des in Zürich lebenden David Siepert setzt wiederum an diesem Punkt an. Mächtige Monitore zwingen uns innezuhalten. Auf den Bildschirmen strömen uns Menschen auf Augenhöhe entgegen. Unser Ausweichmechanismus ist so entwickelt, dass es kaum zu Zusammenstössen kommt. Selten treten uns in tänzelndem Hin und Her Personen entgegen. Also ob wir es sind, die Ihnen den Weg abschneiden. Links, rechts, links – wer weicht zuerst? Die eingangs gezeigte Videoarbeit 'Slip Away Day' bildet den Gegenpol zur Installation. Wo Bewegung, Eile, ein zufälliges aneinander vorübereilendes Hin und Her von Menschen den Betrachter in Aufmerksamkeit versetzt, zeigt 'Slip Away Day' die meditative Ruhe des erwachenden Tages.
Aus Statistiken bekannte Körper und Formen sind der Ausgangspunkt der Malereien von Ray Hegelbach. Säulen und Zick-Zack-Kurven dienen für gewöhnlich dem Versuch, unsere Welt erfassbar zu machen. Was aber passiert, wenn die Visualisierungen von ihrem zahlenlastigen Inhalt losgelöst werden und plötzlich als austauschbare Nonsense-Formen auf der Leinwand tanzen? Der in Zürich wohnhafte Künstler macht deutlich, dass der Dechiffrierung dieser Erhebungen eine bestimmte Zeichensprache zu Grunde liegt und fordert uns auf, für die seinen eine neue Ausdrucksweise zu finden.