Ausstellung 2016

Wie in seiner früheren Einzelausstellung in der Galerie Bob Gysin, erscheinen Christoph Brünggels Werkgruppen auf den ersten Blick divergent. Dieser Eindruck ist jedoch nur oberflächlich, denn inhaltlich interessieren den Künstler stets dieselben Themen: Es geht um die Polarität von ästhetischer Ordnung und Störung sowie den physischen Zyklus von Konstruktion zu Dekonstruktion, Zerfall und Restaurierung.

Augenfällig ist «Krise #8», eine Bodeninstallation aus restaurierten Balken. Sie ist eng verwandt mit «How to Completely Disappear», die wir 2013 hier präsentieren durften. Hier wurden die Balken vorerst manuell restauriert und entbehren nun ihrer Patina, wobei die zeitliche Komponente im formalen Charakter des Holzes, dessen Biegungen und Rissen weiterhin präsent bleibt. Danach wurden die vier Meter langen Streben in einer hydraulischen Presse gebrochen. Anschliessend wurden sie partiell mit klaren, graphischen Elementen schwarz bemalt. Die Bemalung kontrastiert mit dem organischen Material und verstärkt visuell die physischen Brüche des Holzes. Nach der Zerstörung erfolgte sodann die Neuordnung der Fragmente. So schliesst sich der Kreislauf von Zerbrechen, Restaurieren und neu Arrangieren.

In den «Quadrophonics»-Arbeiten hat der Künstler seine frühere Installation «Shift» weiter entwickelt, wo zahlreiche kleine Papierbögen arrangiert wurden, auf denen unterschiedlich dichte Farbschichten auf die Sprayvorgänge hinweisen. Dieses Zufallsprinzip wohnt auch der aus Aluminiumtafeln bestehenden «Quadrophonics»-Serie inne. Die Formen wurden vergrössert, was den Eindruck von Bildrauschen verstärkt. Zudem wurde anstelle des Auftragens von Farbe die oberste Schicht durch Lasertechnik abgetragen. Aus der Gegenüberstellung von je vier Tafeln ergibt sich ein je individuelles Motiv. 

Die Videoarbeit «klandestin» kreist um die Thematik von dunklen Öffnungen als Auslöser von Angst und Neugierde. Im bewegten Bild zeigt sich die Konfrontation mit dysfunktionalen Durchlässen in verlassene Räume. Die Öffnungen ziehen uns gravitätisch an und wir erwarten einen Blick in den dahinterliegenden, verborgenen Raum. 

«for VI» erscheint zwar als intakte Form, als ein stimmungsvolles Ensemble, das an die Form und Anordnung einzelner Orgelpfeifen erinnert. An den einzelnen Elementen sind jedoch Spuren von Verletzungen abzulesen. Der Grad dieser Verformungen nimmt von links nach rechts zu. Am letzten Tubus aussen rechts zeigen sich die eingeschriebenen Zeichen der Kollisionen mit einem Felsen am deutlichsten. Hier stehen der Glanz und die Ästhetik des Messings im diametralen Gegensatz zu den Spuren der Zerstörung.

Die Serie «for VII» schlägt eine Brücke zwischen «klandestin» und «for VI». Hier erhaschen wir einen Einblick ins Innere der Röhren, auf den uns sonst unsichtbaren Innenraum mit seinen durch die Schläge auf den Felsen entstandenen Deformationen.
Auch in dieser Ausstellung beweist Christoph Brünggel wiederum seine Fähigkeit, mit verschiedenen künstlerischen Medien Polaritäten sichtbar zu machen.

Biographie Christoph Brünggel

 

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Christoph Brünggel: Ausstellung 2016

Quadrophonic #2 - 2016, Lasergravur auf Aluminium, 124 x 124 cm, 4-teilig

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Installationsansicht

Christoph Brünggel: Ausstellung 2016

Krise #9 III - 2016, Acryl auf Holz, Dimensionen variabel

Christoph Brünggel: Ausstellung 2016

Krise #9 II - 2016, Acryl auf Holz, Dimensionen variabel

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Christoph Brünggel: Ausstellung 2016

klandestin - 2016, Video 16:9, 3'54'', Edition 3 + 2 AP

Christoph Brünggel: Ausstellung 2016

for VII #7 - 2016, Inkjet auf Papier, gerahmt, 60 x 90 cm

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Christoph Brünggel: Ausstellung 2016

for VI - 2016, Messingröhren, Dimensionen variabel, 7-teilig

Christoph Brünggel: Ausstellung 2016

for VII #2 - 2016, Inkjet auf Papier, gerahmt, 60 x 90 cm