Ausstellung 2013

Die Galerie Bob Gysin freut sich, zum ersten Mal eine Einzelausstellung des in Zürich lebenden Künstlers Christoph Brünggel zu präsentieren.
Die Werkgruppen - auf den ersten Blick divergent erscheinend - kreisen um die Polaritäten von Formierung und Auflösung, von Chaos und Ordnung. Auch dem Sichtbarmachen von Zeit, der flüchtigsten Dimension überhaupt, kommt in den Arbeiten von Christoph Brünggel grosse Bedeutung zu. Entsprechend versteht er seine Arbeiten immer auch als Speicher und Orte der Erinnerung.

Die Installation How to Completely Disappear setzt sich aus vom Wetter verdrehten Zaunbalken zusammen. Verwitterung und Transformation sind an der minimalistischen Struktur direkt ablesbar. Die Vergänglichkeit spitzt sich durch die Anordnung der Balken buchstäblich zu und verdichtet sich in einem Fluchtpunkt zum Paradox einer gebündelten Auflösung.

Das Verhältnis von Chaos und Ordnung liegt den drei grossformatigen Papierarbeiten zugrunde. Die am oberen Bildrand exakte geometrische Ordnung der Quadrate beginnt sich unterschiedlich stark aufzulösen und endet am unteren Rand in einem vermeintlichen Chaos. Inspiration zur Komposition ist allerdings die Computergrafik Schotter von Georg Nees, ein mathematischer Algorithmus aus den 1960er Jahren. Er ist das Ergebnis eines strukturierten Einsatzes von Zufallsgeneratoren zur Bildfindung. 

Christoph Brünggels Arbeiten wohnt oft auch eine klangliche Komponente inne. In der Arbeit for III verwendet der Künstler das Textexzerpt ‚When I die 1’000 birds will fly out of my mouth’ aus einem Stück der Hardcore-Band Orchid. Mit einer mechanischen Schreibmaschine hat er es auf elf A5-formatige Papierbögen abgetippt und die Buchstaben dabei übereinandergelegt. Der performative Akt des „In-die-Tasten-Hauens“ referiert auf den Beat des Stücks und verdichtet sich zu kleinen, schwarzen Rechtecken. Das eigentliche Wort hingegen löst sich auf und wird zur festen Form als chiffreartiger Stellvertreter des Wortsinns. Eine andere Klangarbeit ist die Sonifikation eines Vogelschwarms. Sie beschäftigt sich mit Strukturen und Schwarmbildungen von Vögeln und übersetzt diese in abstrakte, synthetische Klänge.
Die Serie Yangon Fades ist ein weiterer Teil des Bilderzyklus Aus der unmittelbaren Unwirklichkeit und basiert auf vorgefundenem Fotomaterial. In einem alten Hotel in Yangon (Myanmar) hat der Künstler die Erinnerungsstücke von primär myanmarischen Reisenden gefunden, die im Hotel zurückgelassen wurden. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit haben sich die Fotos bereits so stark zersetzt, dass kaum mehr ein Bildsujet erkennbar ist. Die einzelne Fotografie erfüllt ihre Aufgabe als klassisches Erinnerungsbild nicht mehr. Das Verschwinden der Motive durch Zersetzung aber eröffnet das weite Feld der Imagination und Interpretation.
Mit verschiedenen künstlerischen Medien gelingt es Christoph Brünggel letztlich immer, Flüchtigkeit und Polaritäten in beständige Aggregatzustände zu überführen und als materielle Dimension fassbar zu machen.

Biographie Christoph Brünggel

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Christoph Brünggel: Ausstellung 2013

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