Yabane
Die Galerie Bob Gysin freut sich, die Ausstellung Yabane mit neuen Werken von Matthias Bosshart zu zeigen. Der Künstler bleibt auch in seinen aktuellen Arbeiten dem Medium Film treu. Ausgangspunkt seines Schaffens bildet der Experimentalfilm. Es ist aber nicht die direkte Wiedergabe bewegter Bilder, die den Künstler interessiert. In seinen Tafeln manifestiert sich, dass sein Interesse seit geraumer Zeit in der Materialität des Films als Informationsträger liegt.
Matthias Bosshart zeigt eingangs den Endlos-Loop Nach Sesson Shukei: Acht Ansichten von Xiao und Xiang, der nicht als Film im herkömmlichen Sinne, also als erzählerisches Medium, sondern als Bild in Bewegung wahrgenommen und verstanden werden soll.
Während sich frühere, grosse Arbeiten des Künstlers ornamental und mit regelmässigen Strukturen präsentieren, kennzeichnet die jüngsten, kleinformatigen Werke eine mosaikartige Gestaltung, die im rückblickenden Vergleich deutlich freier und zufälliger wirkt. Matthias Bosshart verschränkt das Medium Film mit der Malerei, indem er als Grundlage für seine Arbeiten verschiedene Lackfarben verwendet. Als gliedernde Segmentierung verwendet Matthias Bosshart 16- und 35mm Filmstreifen, welche in minutiöser Arbeit auf Verbundplatten montiert werden. Die Lacke wiederum trägt der Künstler teilweise über die gelochten Filmkanten auf, um diese sowohl fest mit dem Untergrund zu verbinden, wie auch um deren Herkunft etwas zu verschleiern. Das malerische Element – wie in früheren Arbeiten aus den 80er-Jahren, Acryl- und Lackfarbe auf Leinwand, damals noch ohne Filmstreifen - ist wieder präsenter, die Farbpalette neben den Primärfarben um verschiedenste Schattierungen erweitert. Farbe gewinnt generell an Bedeutung. Für Arbeiten in früheren Schaffensphasen hat der Künstler häufig auf schwarz und weiss oder zwei kontrastreiche Farben zurückgegriffen. Durch die erweiterte Farbwahl wird der Blick von den schwarzen Filmstreifen abgelenkt, wir nehmen ausschliesslich Linien oder Schnipsel wahr, nicht die in den Filmstreifen durch Lichtführung bedingten helleren oder dunkleren Partien.
Sich wiederholende, regelmässige geometrische Anordnungen kennzeichnen die grossen Werke. Der Blick oszilliert zwischen nah und fern, zwischen Mikro- und Makrokosmos. Matthias Bosshart erzählt verborgene Geschichten. Dem Film wird die erzählerische Qualität genommen, der Künstler hantiert ausschliesslich mit dem Material, die Bewegung als Grundprämisse des (abgespielten) Films spielt keine Rolle mehr. Stattdessen wird die Erzählung in eine abstrakte Sprache überführt.
Den Arbeiten wohnen Dichte, Vielschichtigkeit und Bewegung inne, wie sie in der Ästhetik des Manierismus in Italien um 1600 zu finden ist. Die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Abschnitt der italienischen Malerei beschäftigt Matthias Bosshart seit geraumer Zeit.