Liminal Space
Die Galerie Bob Gysin freut sich, Teresa Chens neue Fotografien und das Video ‚it ain’t where you’re from, it’s where you’re at: BE(COM)ING SWISS’ zu präsentieren.
Teresa Chens neue Fotoserie CAPTURED bewegt sich im Spannungsfeld von Schönheit und Vergänglichkeit. Durch den hohen Abstraktionsgrad entschwindet die Substanz oder das Wesen und lässt den Betrachter in Ungewissheit über den Ursprung des Objektes. Falls sich doch eine Gewissheit über den Gehalt der Fotografien einstellt, wird sich der Besucher der Ausstellung über die Verfremdung des Gegenstandes bewusst. Teresa Chens grossformatige Fotografien - die Künstlerin arbeitet ausschliesslich analog und verzichtet auf digitale Modifizierungen - bieten einen neuen und ungewohnten Aspekt auf Unspektakuläres aus dem Mikrokosmos und transformieren somit die Wahrnehmung nachhaltig. Wo eigentlich die Spinne im Netz - grausam der Beute auflauernd - sitzen sollte, befindet sich eine Blüte, die, zufällig im Geflecht gefangen, eine Absurdität bildet. Sowohl durch die Grösse, als auch durch die Lichtführung infolge der Thematisierung von Tag und Nacht erhält die Bildform einen dreidimensionalen Charakter.
Das auf eigener Erfahrung basierende Video ‚it ain’t where you’re from, it’s where you’re at: BE(COM)ING SWISS’ thematisiert das ‚Anderssein’, das die Künstlerin im doppelten Sinne, sowohl als schweizerisch-amerikanische Künstlerin, wie auch als Tochter chinesischer Einwanderer in Amerika erlebt hat. Chen stellt nicht ihren Gesichtspunkt in den Vordergrund, sondern lässt Einwanderer über deren Erfahrungen und Erkenntnisse in der Schweiz zu Wort kommen. Es handelt sich um Interviews mit Menschen aus verschiedenen Ursprungsländern, zum Beispiel Bosnien, Türkei, Tunesien, Marokko, China, Kongo, Peru, den USA und Tschechien.
Die Fragen sind nur anhand der Antworten auszumachen, die Künstlerin hält sich bewusst im Hintergrund. Die Form der Recherche nach den Beweggründen für die Immigration und für das Hierbleiben führen zu einem Video im Erzählmodus, dem als Soundtrack vorwiegend das Stück ‚it ain’t where you’re from, it’s where you’re at’ des US-Musikers Rakim unterlegt ist.
LIMINAL SPACE (‚limen’: lateinisch für Schwelle) ist ein Ausdruck, der verwendet wird, um eine Situation des Überganges und der Mehrdeutigkeit zu beschreiben. LIMINAL SPACE bezeichnet ein Ort, wo sich Grenzen auflösen, wo die Transformation zwischen Trennung und Wiedereinbindung oder -eingliederung geschieht. Die Ausstellung LIMINAL SPACE bekundet die Polarität im Werk von Teresa Chen, als Fotografin dokumentiert sie zum Einen Alltägliches, welches durch extreme Nahsicht gleichzeitig verfremdet wird. Kontrast dazu stellt die Auseinandersetzung der Künstlerin mit dem ‚Fremdsein’ dar, was im Video aufgezeigt wird.