ENCORE ET ENCORE
In Carmen Perrins neuer Ausstellung ENCORE ET ENCORE liegt ihr Fokus auf dem Ausloten von Tiefe und Raum, ihr Interesse gilt der Materie und der sie umgebenden Leere. Die Künstlerin verwendet neu das „Bild“ wie in ihren älteren Arbeiten die Materialien Ton, Backstein oder Polykarbonat. Ebenso wie diese Substanzen beginnt auch das zweidimensionale Ausgangsmaterial mit der Bewegung des Betrachters im Raum zu spielen.
Les Buissons, die neuste Werkgruppe der schweizerisch-bolivianischen Künstlerin, ist eine Weiterentwicklung der Serie Paris Match. Carmen Perrin verdichtet die Elemente, in diesem Falle eine von ihr minutiös angefertigte Papiercollage, bis das zweidimensionale Werk skulptural wird und die Materie eine andere Funktion annimmt. Das Vehikel der Collage genügt Carmen Perrin nicht, mit dem Mittel der Perforation wird Tiefe und Dreidimensionalität erzielt. In Les Buissons wird jeweils dasselbe Bild, ein Scan der dichten Collage, ausgedruckt und perforiert. Durch die Überlagerung der Ausdrucke und der nach oben hin immer grösser werdenden Perforationen, entstehen Krater und Erhebungen, die den Rezipienten, entsprechend einer ‚Trompe l’Oeil’-Malerei der italienischen Hochrenaissance, irreführen und ihn aus der Ferne das Bild nicht erfassen lassen. Der Betrachter wird so dazu gebracht, die Arbeit aus der Nähe zu erfahren. Je nach Standpunkt und Perspektive auf das Werk ändert sich die Wahrnehmung und die Tiefenwirkung wird sicht- und spürbar. Der Titel der Ausstellung ENCORE ET ENCORE spielt auf Carmen Perrins Arbeitsprozess an, der auf Akkumulation, Rapport und dem Wiederholen einer Arbeit oder eines Arbeitsvorganges basiert. Während frühere Arbeiten klar den beiden Gattungen Skulptur oder - im weitesten Sinne - Malerei zugeordnet werden konnten, gestaltet sich das Kategorisieren nun komplizierter: die Arbeiten sind ein Hybrid aus Zwei- und Dreidimensionalität.
Für die in der Ausstellung gezeigten schwarzen Zeichnung Traces-tournés ist Repetition und meditatives Arbeiten der Künstlerin essenziell. Diese Zeichnung wurde auf einem rotierenden Tisch gefertigt, die Tischgrösse gibt die Dimension des Kreises vor, Graphit wird zuhauf benötigt, bedingt durch den von der Künstlerin ausgeübten Druck auf das Papier. Durch die Regelmässigkeit der Tischbewegung entsteht eine Arbeit, die durch besondere Ebenmässigkeit beeindruckt. Der Kreis, gewissermassen symbolisch, kann als immer wiederkehrendes Element im Werk der Künstlerin beobachtet werden.
Carmen Perrins Umgang mit bestehenden, vorgefertigten, industriellen Materialien wie Polykarbonatröhrchen oder geschäumten Gummiplatten und der repetitive Umgang mit denselben kann bereits in der Minimal Art der 60er Jahre ausgemacht werden. Die Resultate divergieren, sind Carmen Perrins Werke doch verspielt und neu von bunter Farbigkeit.
Mit ENCORE ET ENCORE hat Carmen Perrin einen vielfältigen und eindrücklichen Werkkörper geschaffen. Herzlich laden wir Sie zur Ausstellung ein!
Biographie Carmen Perrin